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Florida | 11. Dezember 2008 - 13. Januar 2009 |
Viel erlebt – gesehen – gekurbelt – geschwitzt – getragen – geschoben
Weil wir Mexiko ueberflogen haben, erreichten wir Panama 2 Monate zu frueh. Die Regenzeit in Ecuador und Peru endet erst im Maerz. In dieser Periode sind die Strassen vielfach unpassierbar und es gibt kein Vor- beziehungsweise Rueckwaerts. Deshalb entschliessen wir uns, die Feiertage in Florida zu verbringen und fliegen von Panama nach Miami. Fahrraeder wieder in Schachteln verpackt, Equipment im Seesack, mit Shuttlebus werden wir ins Hotel nach Miami Beach gefahren.
Die Freizeitbeschaeftigungen Nummer 1: Grossflaechig den Rasen trimmen, oder so viele Angelruten auslegen wie man Koeder zur Verfuegung hat. Was dem Panamese der Rasentrimmer, ist dem Amerikaner die Angelrute. Dies sind unsere ersten Eindruecke des Landeswechsels von Panama nach Florida.
Wohnmobile in der Groesse eines Reisecars oder Sattelschleppers, bestehend aus einem Zugfahrzeug und Wohnanhaenger in der Groesse eines Ferienappartements, werden durch die Strassen gesteuert. Nicht selten werden an diese Fahrzeuge noch Privatwagen an einer Schleppstange gekoppelt und darauf ein 4 Personen Huckepack Allrad-Fahrzeug geladen. Auch Boote mit bis 400 PS Aussenbordmotoren werden an den WoMo's nachgeschleppt. Die Campingplaetze sind fuer solche Geraetschaften bestens vorbereitet. Druck- und Abwasseranschluss, Strom- und TV-Versorgung und waagrechter Betonparkflaeche. Dies alles mit viel Gruenflaeche umgeben, so dass es noch ausreichend Platz fuer die Veranda, BBQ, Bootsanhaenger, die Harley Davidson und die Weihnachtsbeleuchtung hat.
Endlose Strassen, alles geradeaus, keine Huegel, nur die Hauptverkehrsachsen im 90° Winkel sind auf den Touristen-Karten (Strassenatlas ist detaillierter) eingezeichnet. Die Distanzen sind aus den Karten schlecht abzuschaetzen. Es liegen meist noch mehrere Anschlussstrassen dazwischen, so dass wir uns von der 184igsten bis zur 344igsten vorarbeiten mussten um den Anschluss zu den Key's zu finden. Immer wieder, alle ca. 500 Meter ein laestiges Lichtsignal, das uns zum Anhalten, Taste druecken, warten bis die Ampel gruen zeigt veranlasst, um die Fahrt fortzusetzen zu koennen. Das bedeutet: Bremsen, aufsitzen und mit Gepaeck von Null auf 20 Km/h beschleunigen und das immer wieder ueber insgesamt mehr als 40 Kreuzungen.
Radwege sind selten, und meist nur in Quartierstrassen, oder parallel zu Busspuren anzutreffen, wo diese ueberfluessig sind. Angeblich ist man bestrebt, diese „Bicycle-Path“ auch durch die Stadtzentren zu fuehren. Grundsaetzlich ist man als Fahrradfahrer in Florida nur geduldet. Eher wird man mit einem mitleidigen Blick gewuerdigt, oder durch das geoeffnete Fenster zum Verlassen des mehrspurigen Fahrstreifens auf den Gehsteig verwiesen. Entsprechend ist die Anzahl der anzutreffenden Radler.
Waehrend unseres Aufenthaltes in Miami sind uns nur 20 Fahrraeder begegnet.
Das Auto bestimmt das Leben! Die oeffentlichen Verkehrsmittel sind bescheiden und schlecht erschlossen, oder fuer Amerikanische-Distanzen (Strassen bis 3-spurig durch die City), nicht attraktiv genug. Eine Busfahrt mit 2x Umsteigen, eine Hochbahn, mit Zug und Shuttlebus bis zum Flughafen, benoetigte mehr als 3 Stunden. Mit Auto ist die Strecke in ¾ Stunden zurueckgelegt. Entsprechend weit weg, „Not far, only a few blocks“, liegt unser naechster, von Miami-City in 2 Stunden erreichbarer Camp-Ground.
Florida, auch genannt als der Staat mit 365 Tagen Sonnenschein und den tausend Bruecken hat auch uns neugierig gemacht. Die Key's, Fort Lauderdale, Miami Beach und die Everglades moechten wir besuchen. Viele Bruecken, in und um Miami Downtown, ermoeglichen eine Bootsdurchfahrt durch die Vielzahl der schiffbaren Kanaele. Wahrend der Schiffspassage werden die mehrspurigen Fahrstreifenteile angehoben, wobei der Verkehr fuer 15 Minuten angehalten wird.
Die „Number 1“ (erste Strasse) fuehrt entlang der Ostkueste von Norden, mitten durch Miami nach Key-West, dem suedlichsten Punkt der USA. Das Wort „Key“ kommt vom spanischen Wort „Cayo“. Der urspruengliche Name fuer Key West war Cayo Hueso, was „Knochen Inselchen“ bedeutet. Key West, einst die laengste Stadt in Florida, liegt strategisch guenstig in der Florida-Strasse und verfuegt ueber das hoechsten pro Kopfeinkommen der USA. Der warme Golfstrom ermoeglicht ein grosses Vorkommen an Fischen, Schwaemmen und Hummer.
Einst war Key West der groesste Zigarrenproduzent und Naturschwammlieferant des Landes und hat immer bekannte Besucher wie: John James Audubon, Ernest Hemingway, Harry Trumann, Tennesse Williams, Robert Frost und auch uns „Zentralbiker“ angezogen.
Wir begeben uns auf den Weg zu den „Keys“, bestehend aus 5 Sektionen die sich ueber insgesamt 105 Meilen erstrecken.
Key Largo | bekannt durch seine Offshore-Riffe im John Pennekamp-Nationalpark und dem Key Largo „National Marine Sanctuary“ |
Islamorada | die „Purple Isles“ und Anzugspunkt fuer Hochsee-Sportfischer |
Marathon | das Herz der Keys weil sie den Mittelpunkt der Koralleninselkette bildet |
Lower Key | die laengsten und zuletzt erschlossenen der Inselkette. Hirsche und Wildtiere finden hier ihren Lebensraum. Ruhesuchende und Betagte suchen hier ihre Rueckzugsmoeglichkeit. |
Key West | die kleine Inselstadt, welche rund um die Uhr was zu bieten hat. In einer Stunde faehrt man von Miami durch die „Gateway to the Key's“ mit den Everglades, das Top der Attraktionsliste. Die anschliessenden 105 Meilen (175 Kilometer) bis Key-West werden mit 2 ½ Stunden Autofahrt angegeben. Mit den Koga's benoetigten wir fuer diese Strecke etwas mehr als 8 Stunden. |
Henry Flagler, Ingenieur, ermoeglichte den Bau einer Eisenbahn. Am 22. Januar 1912 erreichte das „Wunder der Technik“ ueber mehrere Viadukte Key West, was die Inselstadt massgeblich veraenderte.
In den Keys findet man nur eine Handvoll Campingplaetze. Diese sind meistens bis 12 Monate im Voraus ausgebucht. Erstaunlicherweise wird fuer einen Zeltplatz pro Nacht, der gleiche Preis berechnet wie fuer ein Motorhome, unabhaengig von der Groesse. Im Pauschalpreis des Caravanplatzes ist der Wasser- Strom- und Faekalanschluss inbegriffen. Vielfach sind Zeltplaetze in den RV-Campgrounds nicht zugelassen, weil Toiletten und Waschgelegenheiten fehlen. Diese Notwendigkeiten finden sich in allen Motorhomes! Deshalb verbringen wir 2 Naechte in Key-West im Radisson-Hotel, nur unwesentlich teuerer als ein 10 m² Campingplatz.
Fuer die 175 Kilometer Rueckweg nach Key Largo, inzwischen die letzten Power-Gels und Bars verzehrt, benoetigten wir nur 8 Stunden. Die Festtage moechten wir im „Penny and Larry Campground", unweit des „Metro Zoo“ verbringen. Die Enttaeuschung ist gross, aus dem gemuetlichen Weihnachts-BBQ vor dem Zelt wird leider nichts. Im Zeitraum von 30 Tagen waren wir bereits 7 Tage zu Gast und werden deshalb nach 2 Tagen Aufenthalt gebeten, das Zelt abzubrechen und den Platz zu verlassen. Mit dieser Regel moechte der Ranger vermeiden, dass sich „Homeless“ oder „Strangers“ auf Campingplaetzen niederlassen.
Mit Unverstaendnis und veraergert begeben wir uns auf die Suche nach einem anderen Ort um unseren „Christmas-Turkey“ zu grillieren. „Nur“ 90 Kilometer entfernt, in der Naehe von Fort Lauderdale, finden wir den naechstgelegenen 40 USD Zeltplatz. Nach einer schlaflosen Nacht, gestoert durch das permanenten Rauschen des angrenzenden Freeway und das Horn des AMTRAK Gueterzuges bevorzugen wir den Umzug in ein 70 USD Motel.
Permanent werden wir von Fast-Food-Ketten wie Mac Donalds, KFC, Subway, Taco Bell, Burger King, Pizza Hut, und Co. begleitet. Jede Tankstelle traegt noch ein “Food Mart” Aushaengeschild und im TV findet sich ein 24 Stunden “Food-Sender”. Alles dreht sich um Essen, Beauty, Auto, und Plastikgeld. Zur Begleichung eines 3 USD-Zugbillets wurden wir erst zum Wechseln eines 20 Dollarscheins in ein Restaurant geschickt.
Waehrend unseres Miami-Aufenthalts bis zum Rueckflug haben wir Fort Lauderdale, Port Everglades, Dania Beach, Hollywood Broadwalk, A1A Highway, Key Biscayne, Coral Gables, Metro Zoo, Port of Miami und Miami Downtown mit Rad besucht, durchstreift und erlebt.
Nach 1200 Kilometer verlassen wir Miami mit folgenden Erinnerungen:
Besonders gefallen haben uns die Straende entlang der “A1A” und der “Crandon Park” mit seinem Strand auf “Key Biscayne”. Interessant und eindruecklich erschienen uns die vielen “Zug-Bruecken” und die Dimensionen der mehrspurigen Strassenbauten ueber die Meerengen und Seestrassen. Erstaunt hat uns auch der staufreie Verkehrsfluss mit der enormen Anzahl von Privatfahrzeugen (nur sehr wenige Lastkraftwagen). Mit einem Mietwagen zu durchfahren, bilden die Keys mit den Everglades bestimmt die groesste Attraktion.
Nach Kalifornien, war Miami der kostenintensivste Reiseabschnitt. Jedoch ist zu beruecksichtigen, dass die Hoteluebernachtungen wegen der wenigen Campingplaetze den groessten Kostenanteil ausmachen.
Wegen einer Fehlinformation und mangelnder Beschilderung wird uns die Irrfahrt auf dem 5-spurigen Expressway in Miami noch lange in Erinnerung bleiben!
Distanzen:
Lauderdale by the Sea | South Beach | 50 Kilometer |
South Beach | Key Biscayne | 35 Kilometer |
International Airport Miami | Miami Beach | 20 Kilometer |
Miami Downtown | Key West | 288 Kilometer |
Bemerkung:
Zeltplatz, pro Nacht, beschraenkte Personenanzahl, ohne Wasser und Strom kostet meistens 40 USD. Eine Einschraenkung der Aufenthaltsdauer ist moeglich.
Ein Motorhome, egal welche Groesse, Parzelle mit Wasser-, Strom- und Faekalanschluss, kostet 40 – 50 USD. Mehrheitlich besteht keine Einschraenkung der Aufenthaltsdauer.
Fortsetzung der Reise am 3. Maerz 2009 in Quito, Ecuador