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Laos | 14. Oktober. - 07. November 2012 |
Der Kultur- und Klimawechsel von China nach Laos koennte unterschiedlicher nicht sein. Wir sind positiv ueberrascht.
Nur wenige Kilometer nach der Grenze befinden wir uns bereits inmitten des Dschungels der Provinz Oudôm Xai und Louang Phrabang. Kein Quadratmeter der nicht mit tiefgruenen Pflanzen bedeckt ist und eine Strasse die sich durch den Wildwuchs zwaengt. Mit 35 Grad und ueber 85 % Luftfeuchtigkeit perlt der Schweiss aus unseren Poren. Shirt und Hose sind schon lange tropfnass und der Brooks Ledersattel hat seine Farbe von hellbraun in tief-schwarz gewechselt.
Immer wieder erreicht uns ein froehliches "Sabadee". Sei es aus kleinen Huetten, vom Strassenrand oder irgendwo aus dem Dickicht. Es sind spontane Zurufe von Laoten mit leuchtenden Augen und herzlichem Lachen. Die Kinder springen uns entgegen und schlagen zum "give me 5" ein. Wir fuehlen uns willkommen. Man bedient sich dessen was die Natur hervorbringt, entsprechend spartanisch sind die "Huetten" gebaut und eingerichtet. 4 Pfaehle, einige Holzlatten, geflochtene Waende und alles Moegliche was ein Dach ergibt. Fliessendes Wasser holt man sich am Dorfbrunnen. Ein Waescheseil entpuppt sich als Strom fuehrendes Kabel und die Parabolantenne verraet das vorhandene Fernsehgeraet. Die Bewohner begegnen uns gluecklich und zufrieden.
In Laos sind die Uebernachtungsmoeglichkeiten zahlreich und aeusserst preiswert, so dass wir auf Campieren in Reisfelder, Bananen- und Kautschukplantagen verzichten. Ausserdem ist freies Zelten in Laos verboten und wegen Wildtieren, denen man besser aus dem Weg geht, auch nicht ratsam (giftige Schlangen und Skorpione). In Udom Xai, einem Ort wo man bestimmt kein "Mehr-Stern-Hotel" erwarten wuerde, zeigt sich Laos von der besten Seite. In einem neu erstellten Hotel ueberraschte man uns mit einem Zimmer wo es an nichts fehlte. Als "Welcome" gab es eine kostenlose Massage an Stelle von Bier oder Wein und zum Fruehstueck Brot, Butter, Konfituere und Kaffee wie beim Italiener. Die Gastgeberin bedankte sich fuer den Besuch und uebergab uns die Rechnung von 400'000 KIP. Teuer? Nein! 1000 KIP = CHF 0.12
Wichtig zu wissen:
06.00 Uhr der Tag bricht an. Die Sonne steigt schnell ueber dem Horizont. Bereits um 8.00 Uhr erreicht das Thermometer ueber 25 Grad, 2 Stunden spaeter schon ueber 30 Grad. In diesen Breitengraden (Okt. Nov.) rechnen wir mit 12 Stunden Sonnenschein bei einer Daemmerungszeit von 30 Minuten. 17.00 Uhr die Sonne steht immer noch so hoch, dass man gerne weiter fahren moechte. Aber Vorsicht! Um 18.00 Uhr ist es bereits dunkel, Strassenbeleuchtungen sind spaerlich oder nicht funktionsfaehig. Wenn es zeitlich knapp werden sollte, sind wir jeweils erleichtert, ohne Stirnlampe rechtzeitig das "Guest House" erreicht zu haben.
Ausgeruht, massiert und bestens verpflegt starten wir um 08.00 Uhr in eine uns unbekannte Bergwelt. Die bevorstehenden 82 Kilometer und 2 "Huegel" sind normalerweise nichts ungewoehnliches fuer uns und sollten muehelos zu bewaeltigen sein. Womit wir nicht gerechnet haben; Die Berge erreichen 1400 Meter Hoehe und die Talsenken liegen 1000 Meter tiefer. Zusaetzlich ueberraschten uns noch zwei "Wolkenbrueche" welche etwas Wartezeit unter der Pelerine erforderten. Heftige Niederschlaege sind erfrischend, jedoch nur von kurzer Dauer. Nach einer halben Stunde zeigt sich wieder die Sonne, das Wasser verdampft innert weniger Minuten und die Temperatur erreicht erneut die gleichen Werte wie vor dem Regen.
Knapp vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir "Pak Mong". Mit 2600 Hoehenmeter bei 9 Stunden (Zeit in Bewegung) hat uns Laos einen neuen Rekord beschert. In einem Land wo wir es nie erwartet haetten erreichten wir die maximale Hoehenmeter-Leistung in einem Tag. Tajikistan und China, was uns vorher als nicht zu "toppen" schien, wurde jetzt in der Dschungel-Bergwelt uebertroffen. Unglaublich!
Luang Prabang; Die Infrastruktur, zahlreiche Hotels und Restaurants mit einer erstaunlichen Manueauswahl erinnern uns an Europaeische Verhaeltnisse. Vom Hotelzimmer mit Balkon geniessen wir Ferienstimmung und die Aussicht auf den "Nam Khan River". In Flip-Flop, Shorts und T-Shirt schlendern wir durch die Strassen von Luang Prabang, beobachten die Gelassenheit am Markt und besuchen diverse Tempel. Die Sehenswuerdigkeiten im Stadtzentrum sind touristisch gut besucht, jedoch nicht so ueberlaufen, dass es immer noch etwas Unentdecktes aufzuspueren gibt. Die etwas ausserhalb liegenden, eher unspektakulaeren Tempel, haben sich schon oefters als ein "Highlight" heraus gestellt. Wie schon oft verzichten wir auf einen gefuehrten Touristen-Ausflug und begeben uns mit dem Fahrrad auf Entdeckungsreise.
In "Vang Vieng", 130 Kilometer vor Vientiane, ist richtig was los. Ein Anziehungspunkt fuer Reisende welche den Rucksack und oeffentlichen Verkehrsmittel schaetzen. Aus den vielen Unterkuenften und Restaurants laesst sich fuer jedes Budget schnell etwas finden. Zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise kommt so etwas wie Urlaub auf. Wir fruehstuecken auf der Veranda des Bungalow und haben auch mal Zeit fuer "nichts tun". Unzaehlige Werbetafeln mit Pauschalangeboten der Reisebueros saeumen die Strassen. Die mit Fotos vollgeklebten Aushaengeschilder sind nicht zu uebersehen und haben auch uns neugierig gemacht. Weshalb nicht auch fuer uns einmal den Tag durch andere organisieren lassen? Mit "Tubing/Caving/Kajaking" ist TCK Adventures.laos.com unser Favorit. Sich im LKW-Schlauch durch Tropfsteinhoehlen treiben lassen und mit dem Kajak 7 Kilometer durch kleine Stromschnellen zurueck zum Ausgangspunkt paddeln. Mit nur 5 Teilnehmer, wurde uns eine professionelle Fuehrung, ungezwungene Atmosphaere und ein schmackhaftes Mittagessen geboten. Dieser erholsame Ferientag hat uns eine Menge Spass bereitet. Laos, fuer uns die passende Routenwahl um von China nach Kambodscha zu radeln (ohne Vietnam!).
Wir verlassen die Bergregion Richtung Vientiane. Anfaenglich noch hueglig dann immer ebener erreichen wir nach 2 Tagen die Hauptstadt von Laos. Tempel und deren Heiligtuemer haben wir inzwischen viele gesehen. Der Buddha-Park, ist eine Sehenswuerdigkeit, die wir nicht verpassen wollen. Der Mystiker Luang Pu Bunleua Sulilat erstellte 1958 eine Vielzahl riesiger Betonskulpturen von Buddhistischen und Hinduistischen Gottheiten. Am Nachmittag bleibt noch Zeit, um den That Luang das Wahrzeichen von Vientiane zu besichtigen. Wir treffen auf Clare und Moritz, einen Abschnitt ihrer Weltreise mit "Liegefahrrad" zuruecklegen. Zusammen wollen wir uns zum Abendessen verabreden und Reiseerfahrungen austauschen. Aus dem vielfaeltigen Restaurantangebot ist die Entscheidung schnell gefaellt - der Koreaner soll uns mit seinen Spezialitaeten ueberraschen. Ein hervorragendes Essen wurde uns geboten. Nach einem unterhaltsamen Deutsch-Schweiz-Abend verabschieden wir uns einmal mehr von internationalen Fahrradfreunden. Der folgende Tag fuehrt die zwei in Richtung Thailand und uns nach "Thakhek".
Nachdem wir bereits die meisten Hoehenmeter pro Tag erreicht haben, folgt nun die166 Kilometer lange "Mammutstrecke" nach Paksmong. Nur noch 320 Kilometer bis zur Grenze zu Kambodscha. Der Wecker klingelt inzwischen bereits um 04.30 Uhr. Bei ertraeglichen Temperaturen, moechten wir jeweils von Sonnenaufgang bis zur Mittagszeit 100 Kilometer zuruecklegen. Claudia hat sich eine starke Erkaeltung mit Fieber zugegezogen. Als Ursache vermuten wir Klimaanlagen und Deckenventilatoren. In Pakse sind somit Ruhe und Erholung im angepasst klimatisierten Hotelzimmer wichtiger als weiter in die Pedalen zu treten. Als Abwechslung zum langweiligen Aufenthalt im Hotelzimmer sollte ein Ausflug zum "Bolaven Plateau" sorgen.
"Day-off" im Gruenen:
Der Roller - das Arbeitstier. Einheimische benutzen es fuer den vielfaeltigsten Lastentransport, Touristen um Sehenswuerdigkeiten zu erreichen. Einem Tag vom "Drahtesel" auf ein 100ccm "Toeffli" umsteigen um versteckte Hoehlen und umliegende Flusslaeufe zu erkunden. Mit gemietetem Motorroller wollten wir die Wasserfaelle und eine Kaffeplantage besuchen. Der Verleiher drueckte uns eine mehrmals kopierte Skizze mit auf den Weg. Mit gefuelltem Tank rollten wir los in die Richtung was die Karte vorgab. Bereits 60 Kilometer zurueckgelegt, erreichten wir ein "Wasser-" aber keinen "-Fall". Sofort wird klar, falsche Abzweigung gewaehlt! Karte um 180 Grad drehen, jetzt liegt Osten dort wo vorher der Westen war, und zurueck bis zur Abzweigung. Hier! Ein Wegweiser welcher in etwa eine Uebereinstimmung mit der Skizze zeigt. Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Inzwischen sind bereits 120 Kilometer gefahren, der Tank ruft zum Nachfuellen. Eine Cola fuer uns, Benzin fuer den "Laomoto".......
30 Kilometer, ein Knall, der Hinterreifen ist geplatzt! Weit entfernt von Pakse-City, irgendwo in der Pampa, kein Mobile-Telefon, was nun? Mit vereinten Kraeften schieben Claudia und ich das 2-Rad zurueck bis zur Hauptstrasse. Die Laoten sind sehr hilsbereit und haben meistens auch ein Mobile mit dabei. Der Verleiher verpricht uns einen Mechaniker mit "Pneu-Reparatur-Flicken" in 30 Minuten. Das wird bestimmt eine ausgedehnte Halbe-Stunde. Es koennte der Pizzabaecker von nebenan gewesen sein der uns nach 2 Stunden einen Ersatzroller bringt.
Fazit: Der "Pizza-Mechaniker" wartet mit defektem Roller weitere Stunden auf den Laster der ihn abholen sollte, wir haben 220 Kilometer wie bei "Easy Rider" zurueckgelegt, das "Bolaven Plateau" bleibt uns wie auf dem Werbeflyer in Erinnerung.
Von Pakse (N13) ueber die Mekong-Bruecke und der "New Road" erreichen wir die Stadt Champasak und den Tempelbezirk "Wat Phou" ein UNESCO Weltkulturerbe. Wat Phou, bietet fuer uns einen idealen Zwischenhalt bevor wir am naechsten Tag 100 Kilometer nach "Khong-Island" zuruecklegen muessen. Die Provinz Champasak liegt direkt am Mekong und die Stadt Wat Phou in unmittelbarer Naehe am Fusse des Berges Lingamparvata. Zu den historischen Ueberresten gehoert die ehemalige Koenigsstadt und hier beginnt auch die Strasse nach Angkor Wat.
Von Champasak lassen wir uns zum anderen Ufer des Mekong befoerdern. Die Barken-Faehre, bestehen aus zwei schmalen Ruempfen die mittels einigen Brettern zusammengehalten werden. Der spartanische Schwimmkoerper bietete Platz fuer 2 Fahrraeder, 2 Personen und 1 Kapitaen. Wie bei einem Ruehrwerk wird das Gefaehrt von einer 3 Meter langen Antriebswelle und einem Propeller durch das Wasser getrieben. Diese Art der Fortbewegung wird wegen der vielen Untiefen und Sandbaenke gewaehlt.
Diese kleinen Boote bieten fuer uns die einzige Moeglichkeit jeweils die Uferseite zu wechseln. Die privat gefuehrten Faehren muessen sich nicht an einen Fahrplan halten und der Preis kann verhandelt werden. Ein Abstecher den wir uns nicht entgehen lassen wollen: "Don Khong", die groesste Flussinsel im Mekong. Mit Barke, schwimmfaehig fuer 14 Personen gelangten wir zur "Beach". Tenuewechsel hinter den Bueschen gefolgt vom kuehnen Sprung ins Wasser. Um nicht in die gefaehrliche Stroemung des Mekong zu gelangen, ist der Strand durch ein 15 Meter Seil gesichert. Das nur wenige Meter entfernte Flusswasser entwickelt ausreichend Zugkraft wie bei einer eine Gegenstromanlage im Schwimmbecken. Natur pur - die strapazierte Beine wieder in Schwung bringen.
Bis zur kambodschanischen Grenze "Veun Kham" sind es nur noch 30 km. Wir verlassen Laos mit der Erinnerung an ein naturnahes, abwechslungsreiches Land und der Begegnung mit einem der groessten Flusslaeufe der Welt.
Nun freuen wir uns auf Kambodscha.
Bikerinfo zur Strecke
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Aktiv (14 Fahrtage) |
1'235 |
Kilometer |
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Total Hoehenmeter |
12'400 |
Hm |
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Durchschnittsgeschwindigkeit |
16 |
km/h |
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Fahrzeit in Bewegung |
78:56 |
Std. |