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Borneo | 04. - 18. Februar 2013 |
Fuer uns war der Begriff Borneo erst etwas verwirrend. Wo liegt diese Insel, was verbindet sie mit Malaysia, wo befindet sich Sabah und die Stadt Lahad Datu. Die Erklaerung dazu:
Borneo, die Insel im Indonesischen Archipel Suedosten Asiens ist in die drei Staaten Indonesien, Malaysia und Brunei aufgeteilt. Der Malaysische Teil nennt sich Borneo, der Indonesische Kalimantan. Mit einer Flaeche von 751'936 km² ist sie nach Groenland und Neuguinea die drittgroesste Insel der Welt, und 18x groesser als die Schweiz. Sabah im Osten und Sarawak im Westen bilden die zwei Malaysischen Provinzen. Lahad Datu ist unser Ausgangspunkt und befindet sich im Sued-Osten.
Auf dem Flughafen von Lahad Datu landen wir auf einem Rollfeld umgeben von Palmen und viel Gruenflaeche. Zu Fuss begeben sich die Passagiere zum spartanisch gehaltenen Check-in/out Gebaeude. Es gibt es keinen Shuttlebus. Unweit des Flugfeldes befindet sich das Heim unserer Freunde Tisha und Simon die sich hier ihre Zukunft aufbauen. Ihr Unternehmen bikeandtours besteht seit einem Jahr und bietet Unterkunft, Verpflegung, Fahrradverleih und gefuehrte Touren an. Waehrend der folgenden 2 Wochen werden wir Borneos Wildlife hautnah erleben koennen. Mit Mountainbike und Allrad-Begleitfahrzeug wird uns Simon die Naturleckerbissen Borneos zeigen.
Bereits bestens an die Klimabedingungen gewohnt radelten wir gleichentags zur Tumunong Hallu Beach. Es war heiss, schwuel und ein Wechselbad von Sonne und Regenschauer zeigten uns die Realitaet Suedost Asiens. Mit leichten Mountainbikes, rollt es in schneller Fahrt auf unbefestigter Strasse und vom Regen ausgewaschenen tiefen Rinnen zur Bucht. Am Strand der "Telukan Sea" ueberraschte uns Tisha mit einem Lunchpacket. Den Tag beendeten wir im lokalen Seafood Restaurant bei Shrimps, Squid, Deer, Friednoodels, Steamrice und Fachsimpeln ueber unsere Asienreise und Simon’s Afrikaerlebnisse.
Die neu gelieferten "Polygon" Mountainbikes benoetigen noch ein paar Handgriffe zur Bereitstellung. Danach durfte etwas Kulturelles nicht fehlen. Heute fahren wir auf gutem Asphaltbelag zu den Agop Batu Tulug. "Agop" bedeutet Hoehle, "Batu" ist das malaiische Wort fuer Fels, "Tulug" heisst uebersetzt schlafen. Es handelt sich um eine archaeologische Grabstaette im Distrikt Kinabatangan. Vor 500 bis 900 Jahren wurde der steil aufragende Kalksteinfelsen als Begraebnisplatz gewaehlt. Einige der 125 geschnitzten Holzsaerge sind heute in diesen Hoehlen aufgebahrt und frei zugaenglich.
Jetzt ist Wildlife im Tourplan vorgesehen: Das Projekt „Artenschutz im Suedoestlichen Teil von Sabah“, wurde 2006 durch den BTC (Borneo Conservation Trust) initiiert. Um den Kinabatangan und Segama Fluss wurde ein Korridor fuer Wildtiere wie Orang Utans, Elefanten und Nashoerner geschaffen. Dieses Reservat umfasst eine Flaeche von etwa 1,3 Millionen Hektaren, was 17% von Sabah entspricht. Die Schutzbemuehungen konzentrieren sich auf die Gebiete Kinabatangan, Segama und Kalabakan wo wir unsere naechsten Tage verbringen werden.
Das Begleitfahrzeug ist mit Ausruestung, Essen, Ersatzteilen und privaten Utensilien beladen und ermoeglicht ein komfortables Erreichen des Nachtlagers. Mit dem Mountainbike folgen wir der Naturstrasse durch die Weiten des Dschungel bis zur Barefoot Lodge in Sukau. Der Welcomedrink auf der Terasse in Flussnaehe kann an der drueckenden Hitze und der hohen Feuchtigkeit von 90% nichts aendern. Zwei Stunden vor der Daemmerung begeben wir uns auf das Boot (max. 15 Personen) zur Nachmittagssafari – Hoffentlich ohne Regenschauer.
Der Kinabatangan River mit seinen Feuchtgebieten ist eines der reichsten Oekosysteme der Welt. Auf dem Wasserweg wollen wir vorerst nach Nasenaffen Ausschau halten. Nichts sei versprochen, aber vielleicht sind auch Elefanten, Krokodile und weitere Wildtiere anzutreffen. Ruhig gleitet das Boot in einen Seitenfluss. Es riecht nach feuchtem Regenwald, die Ufer sind durch Mangroven und wucherndem Dickicht begrenzt. Aufgefallen ist uns ein weitgespanntes Tragseil das zwischen zwei hohen Baeumen den Fluss ueberbrueckt. Die Antwort auf die Frage des "warum" und "wofuer" folgte umgehend. Akrobatisch tanzende Nasenaffen (siehe Film) bewegten sich auf den Seilen zwischen den Baumstaemmen hin und her. Weil Affen wasserscheu sind, wurden Luftbruecken erstellt um ihre Reviere zu verbinden. Die Grosstiere blieben vorerst im Verborgenen.
Nach dem Einbrechen der Dunkelheit begeben wir uns nochmals auf das Boot zur Nachtsafari. Alles finster, nichts ist zu erkennen. Nur das leise plaetschern des Wassers und kleine Leuchtpunkte in der Ferne verraten den Weg des Flusses. Der Handscheinwerfer sucht im Dickicht nachtaktive Wildtiere. Im Dunkel erkennen wir auf den Aesten Voegel, schlafende Affen in den Baumwipfeln und zwischendurch ein Paar undefinierbare leuchtende Punkte. Leider blieben die Dickhaeuter weiter hinter der Kulisse versteckt. Der Ranger: "Letzte Woche war mehr los".
Nur 80 Kilometer entfernt befindet sich das 1964 erstellte Sepilok Orang Utan Rehabilitation Centre. Hier werden verwaiste Baby-Orang-Utans rehabilitiert und danach wieder ausgewildert. Inmitten des ueppigen 4'300 Hektar grossen Kabili-Sepilok Waldes koennen wir die Orang-Utans in ihrem natuerlichen Lebensraum beobachten. Ein Holzsteg fuehrte uns zu einer Plattform, wo wir die Fuetterung (10.00 und 15.00 Uhr) mitverfolgen konnten. Den Affen werden Fruechte, Gemuese und Milch geboten. Die Tiere erfreuen sich an den Leckerbissen und bedanken sich mit Kapriolen an den weitumspannenden Seilen.
Imbak Canyon Conservation Area
Uns erwartet die einzigartig Reise zu einem der entlegensten Orte in Malaysia. Das Reservat Imbak Canyon, eine noch relativ unberuehrte Wildnis auf dieser Erde, befindet er sich 300 Kilometer suedoestlich von Kota Kinabalu. Das Schutzgebiet umfasst eine Gesamtflaeche von 30'000 Hektaren.
Wir verabschieden uns von den Orang Utans und fahren 80 Kilometer im angenehm klimatisierten Begleitfahrzeug Richtung Telupid. Die Fahrraeder und Kuehltruhen sind auf der Ladebruecke des Allradfahrzeug festgezurrt. Eine Kunststoffplane mit dem Aufdruck "AWAS Cyclist ahead" signalisiert "Achtung Radfahrer voraus". Nach weiteren 70 Kilometer bis Imbak Town verlassen wir den Asphalt und wechseln auf die Naturstrasse welche zum Tampoi Basislager fuehrt. Die Sonne steht im Zenit, der Schattenwurf des Dschungelwaldes reicht nicht ueber den Strassenrand. Es ist heiss und feucht. Die Fahrbahn ist staubig und mit Steinbrocken durchsetzt. Die ausgewaschenen Laengs- und Querrillen, "up and downs", lassen uns ahnen, dass es kein Wochenendausflug wird. Nach 40 Kilometer erreichten wir das das Tor zur Erkundung des Imbak Canyon. Im Tampoi Basislager empfaengt uns Ranger Chris mit den Worten: Ihr seid die ersten Radfahrer, die sich bis hierher verirrt haben. Das hoeren wir natuerlich gerne.
Es ist der Reiz und das gewisse Etwas sich in einer voellig neuen Umgebung zu bewegen. Radfahren im Regenwald, auf einer Strasse die links und rechts von riesigen Baeumen und unwegsamem Dickicht gesaeumt ist. Die nahen und weitreichenden Laute der Voegel, Affen und anderem Getier zeugen davon, dass wir doch nicht ganz unbemerkt blieben. Aus dem Begleitfahrzeug werden uns Getraenke gereicht und so erhaelt man das Gefuehl, nicht das Ende der Zivilisation erreicht zu haben.
Der Eintritt zur "Canyon Conservation Area" erfordert eine Bewilligung welche vorgaengig geloest werden muss. Wenn es regnet, kann die Strassen zur unpassierbaren Schlammpiste werden und die einfach gebauten Bruecken sind einsturzgefaehrdet. Ein gelaendegaengiges Allradfahrzeug ist unerlaesslich. Der Imbak River fliesst in der 25 km langen Schlucht durch dichte Waelder mit 300 jaehrigen Baeumen die bis zu 60 Meter Hoehe erreichen. Ein "Green Canyon" in dem auch 1000-jaehrige Giganten anzutreffen sind. Es ist die Heimat von mehr als 80 Arten von Saeugetieren, wie das seltene Sumatra Rhinozeros, der bedrohte asiatische Elefant, Nasenaffen, Orang Utan und eine Vielfalt von Amphibien und Reptilien. In der vielfaeltigen Fauna dieses Schutzgebietes wurden bislang ueber 1800 Pflanzenarten identifiziert.
Im Tampoi Base Camp beziehen wir ausreichend eingerichtete Zimmer mit Privat-Toilette. Licht und Deckenventilator quittieren um 22.00 Uhr den Dienst, weil der Generator abgestellt wird. Fuer das kleinere Budget werden auch Freiluft-Doppelstockbetten angeboten. In der gemieteten Camp-Kueche hat Simon von Bike and Tours ein leckeres Abendessen zubereitet. Die notwendigen Lebensmittel dazu hatte er im Begleitfahrzeug mitgefuehrt.
Schweisstreibend trekken wir waehrend 2 Stunden durch den Regenwald. Es ist sehr heiss und der Geruch von feucht-fauligem Boden begleitet uns! Entlang dem Dschungelpfad entdecken wir meterhohe Termiten Huegel und Insekten Nester. Die bis unter die Knie reichenden weissen Baumwollsocken schuetzen uns vor den Jumbo-Tiger Blutegel. Die 1-2 cm langen "nuechternen" Egel sehen aus wie Wuermer und klammern sich an Blaetter und Aeste. Sie koennen bis 5 Jahre von einer Blut-Mahlzeit zehren, somit bleibt ihnen ausreichend Zeit auf Frischfleisch zu warten. Unglaublich! Zeitrichtig und treffsicher fallen diese Viecher auf unserer Kleidung und die freiliegende Haut.
Halbzeit! Ein grollendes Geraeusch verraet uns die Naehe des Imback River mit einem der bedeutendsten Wasserfaellen Malaysias. Nach Trockentagen rauscht hier kristallklares Wasser entlang der Felswaende und im Flussbett. Die intensiven Regenschauer der letzten Nacht haben den Fluss braun getruebt. Dies hinderte uns jedoch nicht daran, ins kuehlende, ueber 20 Grad (!) warme Nass zu springen. An der Kangkawat Haengebruecke kann Simon erneut seine Kochkunst ausleben.Es gibt Chinesischer Nudel-Eintopf vom Benzinkocher, Kaffee und Kuchen als Nachspeise.
Der Hoellentrip! Die heftigen Niederschlaege waehrend der Nacht haben die Strasse aufgeweicht und in eine Schlammpiste verwandelt. Ein Blick auf die Fahrbahn laesst uns vermuten, dass es eine abenteuerliche Rueckfahrt wird. Kann das Allradfahrzeug diese Situation meistern? Hat es genuegend Bodenfreiheit und Kraft sich durch den Schlamm zu pfluegen? Wir geben dem Fahrer Ratschlaege wie die Hindernisse am besten zu bewaeltigen sind; Langsam, Schnell, 2-Rad oder 4-Rad die Wahl fuehrt meistens zum gleichen Fiasko. Schlingernd und rutschend schleifen wir an abgerutschten Haengen vorbei. Das ueberfahren der unterspuelten Bruecken wird zur Zieluebung. Ein wenig Glueck war schon notwendig ohne Zwangsuebernachtung im Dschungel wieder festen Asphalt zu erreichen. Zur Belohnung offerieren wir uns und Simon beim McDonalds ein "Happy-meal". Nach 11 Stunden sind die 280 Kilometer bis Lahad Datu zurueckgelegt. Der feinkoernige Sand hat sich inzwischen wie Backstein in jeder Ritze des Fahrzeugs verhaertet und "festgebacken". Die Autoreinigung innen, aussen und der Unterboden erforderten 3 Stunden harte Knochenarbeit.
Palmoelplantage und Factory
Was fuer Claudia die Orang Utans und Nasenaffen waren, ist heute fuer Alexandre der Besuch einer "Oelpalm Factory". Es benoetigte mehrere Telefonanrufe um den Zugang zu einer Oelpalmplantage und der Verarbeitung zu erhalten. Der Produktionsprozess wird von den Unternehmen wie ein Geheimnis gehuetet. Durch den Kontakt mit dem Borneo Paradise Eco-Farm Resort Kunak wurde uns die Fuehrung durch eine Plantage und Fabrik ermoeglicht.
Mit Jeep zu den Kulturen
Beim Stellenleiter erhalten wir Schuhe, Helme und Sicherheits-Instruktion. Es folgte eine ausfuehrliche Erklaerung ueber Palmoel. Die bis zu 30 Meter hohe Oelpalme produziert Staende mit einem Gewicht von 15 bis 50 Kilogramm. 3 Jahre nach der Pflanzung beginnt sie Fruechte zu tragen und 28 jaehrig wird diese wegen Ertragsschwaeche gefaellt. Die Palme traegt 3'000 bis 6'000 Fruechte, welche unreif schwarz gefaerbt und spaeter orang-rot erntereif sind. Eine lange Stange, am Ende mit einer superscharfen Sichel versehen, schneidet die Fruechte vom Stamm. Ein Arbeiter zeigte uns das Fuehren der Schneide. Alexandre schaffte es nicht, einen Fruchtstand von der Palme abzutrennen. Der Vorarbeiter lachte: "Es erfordert Uebung und "know how" um täglich 200 Fruechte zu ernten".
Die Fabrik
Die Fruechte sind schnell verderblich und muessen nach der Ernte sofort verarbeitet werden. Die Wasserdampf vorbehandelten Fruchtstaende werden in der Oelmuehle gequetscht und die Steinkerne abgetrennt, die harte Schale geknackt und die Samen getrocknet. Das orangefarbige karotinhaltige Fruchtfleisch liefert das Palmoel, der Samen das Palmkernoel. Auf die zielgerichteten Fragen von Alexandre verhaelt sich der Ingenieur mit Erklaerungen zurueckhaltend. Der Verarbeitungsprozess bleibt ein Geheimnis. Jedes Foto, erforderte erst die Genehmigung des Fuehrungsbeauftragten bevor abgelichtet werden durfte. Die wenigen Bilder vermitteln dennoch einen Eindruck ueber die Verarbeitung bis zum Beladen des LKW. Der Geschmack in der Luft, der mehrschichtige klebrige Oelfilm auf den Riffelblechen und den Handlaeufen wird uns in Erinnerung bleiben.
Palmoel einer der wichtigsten Rohstoffe der Welt
Malaysias Hauptexport sind mit 33% Elektronik-Produkte, 8% die Palmoel Gewinnung, gefolgt von der Petro-Raffinnerie 7%. Mit einer Jahresproduktion (2012) beherrschen Malaysia (18 Mio. Tonnen) und Indonesien (25 Mio. t) den Palmoelmarkt. Der Großteil der weltweiten Produktion wird fuer Nahrungsmittel 71% (Margarine, Kuechenfett), 21% zur Herstellung von Reinigungsmitteln und Kosmetika verwendet. Ein vergleichsweise geringer Teil von 5% des Palmoels wird zur Energie-Nutzung und Herstellung von Biokraftstoffen (Biodiesel), sowie als Brennstoff in Heizkraftwerken verwendet. Die Oelpalme ist mittlerweile der wichtigste Pflanzenoellieferant.
Internationale Kritik
Die Anlegung neuer Oelpalmenplantagen und die Bewirtschaftung stehen international in Kritik. Es werden große Regenwaldflaechen abgeholzt um weitere Plantagen anzulegen. In tropischen Gebieten wachsen Oelpalmen besonders gut, also dort, wo auch Regenwaelder beheimatet sind. Der Palmoelanbau ist in Malaysia und Indonesien mittlerweile die Hauptursache fuer die Entwaldung, und durch die Brandrodungen werden immense Mengen CO2 freigesetzt. Durch den massiven Einsatz von Pestiziden und Kunstduenger wird das Grundwasser, Fluesse und indirekt die lokale Bevoelkerung vergiftet. Zudem sind die Trink- und Nutzwasserressourcen durch den enormen Wasserverbrauch der Plantagen stark beeintraechtigt. Die ausgedehnten Oelpalm-Monokulturen bedrohen den Lebensraum der Orang-Utans und die Artenvielfalt der Regenwaelder.
Die beschriebenen Biketouren und Trekking koennen bei bikeandtours gebucht werden. Simon und Tisha geben gerne Auskunft zu den Angeboten. Eine individuelle Tagestour oder ein mehrtaegiges Trekking nach deinen Wuenschen ist moeglich.
Bikerinfo zur Strecke
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Aktiv (4 Fahrtage) |
239 |
Kilometer |
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Total Hoehenmeter |
3'453 |
Hm |
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Durchschnittsgeschwindigkeit |
18 |
km/h |
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Fahrzeit in Bewegung |
16:36 |
Std. |