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Kambodscha | 07. - 25. November 2013 |
Der Landeswechsel von Laos nach Kambodscha beim Grenzuebergang Veun Kham war unbuerokratisch und speditiv. Die Zollbehoerden sind freundlich und sprechen Englisch! Ein Formular ausfuellen, Foto abgeben und wir erhalten das 30-taegige Visum. Mit der Tempelanlage Angkor Wat bietet Kambodscha ein Touristen-Highlight.
Wie bereits von anderen Landesgrenzen bekannt, erstaunt uns beim Grenzuebertritt wiederum der Vegetationsunterschied. Kambodscha ist zu 60% vom Urwald bedeckt. Oberhalb von 700 Meter waechst der immer gruene Bergwald, unterhalb der tropische Regenwald mit Baeumen die nicht selten 40-50 Meter erreichen. Die anstrengenden Bergfahrten sind nun definitiv zu Ende. Es radelt sich locker durch eine flache Strassenfuehrung - der hoechste Berg Phnum Aoral, 1810 Meter hoch, liegt weit ab von unserer Reiseroute. Die Uebernachtungsmoeglichkeiten sind in den Landregionen eine Raritaet geworden.
Laengere Etappen werden notwendig um eine Bleibe mit Klimaanlage zu finden. Wir haben es ausprobiert; Ein Zimmer, nur mit einem Deckenventilator ausgestattet, liess uns keinen Schlaf finden. Nachts fallen die Temperaturen nicht unter 20 Grad - viel zu schwuel und warm fuer uns. Um eine "temperaturgeregelte" Bleibe zu finden muessen unsere Tagesziele so gewaehlt sein, dass wir gegen Abend eine Stadt erreichen. Distanzen zwischen 100 bis 140 Kilometer pro Tag sind daher keine Seltenheit. Um der Hitze aus dem Weg zu gehen, und dennoch vorwaerts zu kommen, klingelt der Wecker bereits um 4.30 Uhr.
Innerhalb von nur 5 Fahrtagen erreichen wir Phnom Penh, die Hauptstadt von Kambodscha.
Hier besuchen wir die Killing Fields, welche etwas ausserhalb von Phnom Penh liegen. Wir erhalten viele Informationen ueber die Schreckensherrschaft von Pol Pot und dem Genocid, bei welchem ueber 1/3 der Kambodschanischen Bevoelkerung gestorben ist. Ein bedrueckendes Zeitzeugnis haben wir gesehen, welches nicht vergessen werden darf. Wer sich genau informieren will: Rote Khmer
Der Regierungspalast, eine weitere Sehenswuerdigkeit in Phnom Penh, war fuer die Oeffentlichkeit geschlossen. Norodom Sihanouk ist am 15.10.2012, nach langer Krankheit, in China verstorben. Waehrend der offiziellen Staatstrauer wird der "Vater der Nation" im Regierungspalast aufgebahrt. An der Hausfassade, beim Eingangsportal, werden die Trauerfeierlichkeiten auf einer grossen Projektionswand gezeigt. Gemaess der buddhistischen Tradition muss der Leichnam eingeaeschert und in einer goldenen Urne auf dem Gelaende des Koenigspalastes in Phnom-Penh beigesetzt werden.
Ferienstimmung ohne Fahrrad! Ab Phnom Penh erreichen wir im Reisecar in nur 4 Stunden das "Touristen-Mekka" von Sihanoukville. Feinster Sandstrand, Sonne und Baden im tuerkisblauen Golf von Thailand erwartet uns. Im Angebot: "3-Island-Tour" zu den nahegelegenen Inseln. Das hoert sich gut an: Fruehstueck "on the beach" und Bootsausflug mit Schnorcheln, BBQ unter Palmen und einer Inselpfad-Wanderung. Letzteres erschien uns zu anstrengend so dass wir den Fussmarsch durch Faulenzen im Liegestuhl "tauschten".
In der Zwischenzeit wurden unsere VISA fuer Thailand ausgestellt. Bei einer Aufenthaltsdauer von mehr als 30 Tagen, ist ein Visum erforderlich. Den Auftrag zur Bearbeitung haben wir einem der vielen Reiseagenturen in Phnom Penh erteilt. Kosten pro Person inklusive der Bearbeitungsgebuehr 50 USD. Zum Besuch des "Tuol Sleng Museum" blieb uns leider keine Zeit. Das ehemalige Gefaengnis "S-21" der Roten Khmer erinnert an die dort begangenen Verbrechen an Hunderttausenden Kambodschaner die durch Misshandlungen, Unterernaehrung und Krankheiten dahingerafft wurden. Totenkoepfe, Folterwerkzeuge, Fotos von Hinrichtungen und hunderte von Portraets, all das macht das Museum zu einem Horrorkabinett.
Auf dem Landweg bis nach Siem Reap sind noch 250 Kilometer zurueckzulegen. Radfahren oder Flussfahren? Aussagen zufolge soll es eine Faehrverbindung geben welche bei ausreichenden Gaesten durchgefuehrt wird. Wir hatten Glueck! Nach 130 Kilometer auf dem seichten "Tonle Sap" passieren wir das Fischerdorf "Kampong Chhnang". Die vielen Hausboote sind als Dorfgemeinschaft zusammengeschnuert und mit dem Ufer verbunden. Es folgen weitere 100 Kilometer durch den "Lake Tonle Sap", welcher mit 25'000 Quadratkilometer, der groesste See Suedostasiens und eines der fischreichsten Binnengewaesser der Erde ist. Nach nur wenigen Grundberuehrungen erreichen wir um 14 Uhr den Faehranleger. Bis zur Stadt Siem Rap sind nur noch 15 Kilometer mit Muskelkraft zurueckzulegen.
Der Hoehepunkt einer Kambodscha Reise; Die weltberuehmte Tempelanlage von Angkor Wat. Wir entscheiden uns fuer die 30 Kilometer lange "kleine Tour". Mit dem Tagespass von 20 USD und unseren Fahrraeder beginnt die Kulturreise durch Angkor Wat. Diese gigantischen Bauwerke entstanden in den Jahren 900 bis 1200 nach Christus. Ein Gebiet, von den Khmerkoenigen regiert, welches sich vom Mekongdelta bis Birma und grossen Teilen Vietnams und Thailands erstreckte. Die Khmer-Koenige waren hervorragende Architekten und Ingenieure. Sie bauten waehrend 600 Jahren ueber 100 Tempel und Palaeste bis die Staatskassen erschoepft waren. Die Thai eroberten 1430 Angkor und die Herrschaft des Khmer-Reiches zerbrach. 1860 wurden die Tempelanlagen von einer Mekong-Expedition im Dschungel-Dickicht entdeckt und 47 Jahre spaeter von Thailand an Kambodscha zurueckgegeben. Mehr dazu unter dem Link: Angkor Wat
Unser Ziel Singapur rueckt immer naeher. 11'000 Kilometer und mehr als 100'000 Hoehenmeter sind zurueckgelegt. Die Berge liegen hinter uns. Jetzt folgen weisse Sandstraende, Palmen, tuerkisblaues Meer, Meeresfruechte, Ananas und alles was wir in den letzten Monaten entbehren mussten.
Unsere Erwartungen sollen erst verdient werden. Poipet, eine kleine, haessliche Grenzstadt zwischen Kambodscha und Thailand stellte unsere Geduld auf die Probe. Die Ausreise erforderte 2 Stunden Schlange stehen. An dieser Grenzstelle herrscht immer ein Gedraenge. Vor Wochenenden sind bei der Einreise 3-4 Stunden Wartezeit keine Seltenheit. Durch Bezahlung eines V.I.P. Zuschlages kann das Anstehen massgeblich verkuerzt werden.
Um mit Fahrrad vor der Dunkelheit die naechste Stadt zu erreichen entrichten wir die zusaetzliche Gebuehr. Nach 1 Stunde zusaetzlichem Warten wurde der Stempel in den Pass gedrueckt - dem Strandleben und Kokosnuss knacken stand nun nichts mehr im Wege.
30 Jahre Krieg und die Schreckensherrschaft der roten Khmer:
Nachdem Thailand und Vietnam Kambodscha erobert hatten, stand das Land von 1863 bis 1953 unter Franzoesischem Protektorat. 1973 begann unter der Fuehrung von Pol Pot ein erbitterter Buergerkrieg der im April 1975 mit der Einnahme von Phnom Penh endete. Die folgende 4 jaehrige Herrschaft von Pol Pot forderten im Genozid insgesamt 2 Millionen Kambodschanische Todesopfer, was etwa einem Drittel der Bevoelkerung entspricht. Kambodscha sollte ein kommunistischer Agrarstaat ohne Privatbesitz, Religion und Wissenschaft werden. Wer studiert hatte, eine Fremdsprache konnte oder eine Brille trug, wurde als Staatsfeind betrachtet und in ein Arbeitslager gesteckt oder sofort umgebracht. In Konzentrationslager wurden Kinder, Frauen und Maenner inhaftiert, verhoert und gefoltert. Landesweit entstanden insgesamt etwa 400 Killing Fields, wo die Verurteilten bestialisch ermordet wurden.
Am 7. Januar 1979 befreiten Vietnamesische Truppen Kambodscha von ihren Peiniger und Moerder. Ein ausgehungertes und um Jahre zurueckgeworfenes Land wurde vorgefunden. Schnelle internationale Hilfe konnte die noch lebende Bevoelkerung vor dem Hungertod retten. Bis 1991 blieb Kambodscha von den Vietnamesen besetzt und ein "gelockerter" Kommunismus wurde eingefuehrt. Erst 1993 fanden die ersten freien Wahlen statt. Ein demokratische System und eine neue Verfassung sollten Kambodscha eine neue Zukunft ermoeglichen.
Bikerinfo zur Strecke
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Aktiv (7 Fahrtage) |
682 |
Kilometer |
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Total Hoehenmeter |
1'327 |
Hm |
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Durchschnittsgeschwindigkeit |
18 |
km/h |
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Fahrzeit in Bewegung |
37:29 |
Std. |