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Iran | 15. Mai - 12. Juni 2012 |
Vor dem Grenzuebertritt Tuerkei - Iran ist Tenuewechsel angezeigt. Inmitten einer etwa 5 Kilometer langen Lastwagenschlange verabschieden wir uns von der lockeren zur "sitten-angebrachten" Fahrradbekleidung. Lange Hosen fuer Mann, Haare mit Kopftuch bedecken, langeaermliges Shirt und selbstverstaendlich lange Hose fuer die Frau! Die Grenzkontrolle ist schnell und unkompliziert erledigt, unser 30 taegiges Visum beginnt jetzt. Wie an den meisten Grenzuebertritten sind die "Strassen-Exchanger" schnell auf uns aufmerksam geworden. Jeder wechselt zum besten Kurs und auf der anderen Seite der Grenze sei ein Fremdwaehrungswechsel nicht moeglich. Inzwischen sind auch wir etwas schlauer geworden und tauschen erst ausserhalb des Zollgelaendes auf Iranischem Boden. Fuer 164 Tuerkische Liren drueckt man uns 1'300'000 Iranische Real in die Hand (CHF 100.00). Ausserhalb des Zollareals auf iranischen Boden erhaelt man das Doppelte, heisst, unsere naechste Unterkunft kostet nur noch die "Haelfte". Unser Sparschwein freut sich und wir bewegen uns in rasanter Talfahrt ins 22 Kilometer entfernte Maku. Im ortsbesten Hotel, dem Tourist Inn, ist nur noch die Suite frei. Als "Real-Millionaere" koennen wir uns dies leisten und naechtigen in dieser 2 Zimmer mit 2 Badezimmer ueberdimensionalen Suite.
Bei einem Halt unter einem schattigen Baum kommen wir in Kontakt mit einem Lastwagenfahrer. Nach ersten Verstaendigungsproblemen und der "Deutsch - Farsi" Unterstuetzung von "Reise Know How", zeigt sich, dass unser aller Ziel Tabriz ist. Nach Tee und Keksen setzten wir unseren Weg in seinem LKW zurueck. Es ist bereits 19.00 Uhr als wir am Rande von Tabriz ausgesetzt werden. Hotelsuche ist angesagt. Bei einsetzender Daemmerung, um 21.00 Uhr werden wir, dank Polizeibegleitung fuendig. Das Hotel ist ausgebucht! Nach langen Diskussionen an der Rezeption erhalten wir doch noch ein Zimmer. Vor dem Hotel treffen wir auf Frieda und Norbert, ein Deutsches Ehepaar, welches mit ihren Fahrraedern von Shiraz (Iran) nach Trabzon (Tuerkei) unterwegs ist. Erfahrungen austauschen, einen Tag ausruhen, Tabriz-Sightseeing, weiter geht es Richtung Miayaneh. Nach ueber 1'000 Hoehenmetern und auf der Suche nach Trinkwasser, treffen wir auf die Station der Rettungssanitaeter vom Roten Halbmond. Uns ist bekannt, dass diese Institution auch kostenlose Schlafplaetze anbietet und schon werden wir zur Uebernachtung ins Camp eingeladen. Schnell sind wir mittels unseres mobilen Nachtlagers auf dem mit Teppich belegten Boden eingerichtet und erhalten zur Begruessung den obligatorischen Cay. Unsere naechste Station ist Miyaneh wo wir nochmals die Kleider fuer Claudia durch einen Schneider aendern lassen. Die Suche nach der optimalen Iranischen Fahrradbekleidung - ein Thema, das uns noch ueber laengere Zeit beschaeftigen wird! Durch Mithilfe einer Iranerin und dem erfahrenen Schneider, zeigt sich bei der Anprobe bereits erste Erfolge. Claudia fuehlt sich nun sichtlich erleichtert und besser "durchlueftet". Ein Gemeinschaftsfoto mit allen Beteiligten, und, na klar, anschliessend gibt es Cay, Melone, Nuesse und ein Lernbuch "Farsi-Englisch", welches wir als Gastgeschenk beim Abschied erhalten.
Die Temperaturen steigen kontinuierlich, die Mittagssonne brennt, der Strassenbelag reflektiert die Hitze. Wir nehmen es gelassen und warten am Strassenrand bis uns der naechste LKW-Fahrer ein weiteres Stueck mitnehmen wird. In Takestan angekommen vervollstaendigen wir unseren Vorrat und begeben uns auf die die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz. Wie ueblich, nicht ganz einfach, unser "nice to have" Anforderungskatalog erfordert; windgeschuetzt, im Schatten, durch Wasser ueberflutungssicher, moeglichst eben und ohne Steine, keine Dornen welche den Zeltboden durchstechen koennten, und vor allem eine ruhige Nacht verspricht. Und falls moeglich ohne streunende Hunde, kraehende Haehne und unerwartet startende Dieselgeneratoren - die Liste koennte noch erweitert werden! Erst um 20.45 Uhr ist das "passende" Plaetzchen fuer unser Zelt gefunden. Der erste Versuch mitten in einer Plantage faellt negativ aus. Bereits alles aufgestellt und eingerichtet wird ein Dieselgenerator mit Grundwasserpumpe gestartet. Schlaflose Naechte sind uns bereits bekannt, wir ziehen es vor abzubrechen, alles einzupacken und weiterzuziehen. Der zweite Versuch gelingt. Ein kurzes Vorstellen beim Bauer mit Handdruck mit "merci", die wohlverdiente Erholung ist gesichert.
Weiter nach Hamadan. Die Temperaturen an der Sonne steigen auf unertraegliche 49 Grad, fuer uns einfach zu heiss. Die Loesung ist schnell gefunden, am Ortsausgang "stoppen" wir fuer eine Mitfahrgelegenheit. Dieses Mal nicht kostenlos. Zum Fahrpreis von 200'000 Real (12 Euro), werden wir und unserer Fahrraeder im klimatisierten "V.I.P - Car" nach Hamadan befoerdert. Ohne Zusatzkosten erhalten wir einen Snack und heissen Tee. Wieder 175 Kilometer zurueckgelegt radeln wir noch kurze 8 Kilometer ins Stadtzentrum wo wir am naechsten Morgen die Sehenswuerdigkeiten von Hamadan aufsuchen werden.
Vorwiegend zu Fuss bewegen wir uns in den Staedten, und bleiben dabei nicht unbeachtet. Die erstaunten Gesichter und das Schmunzeln der Einheimischen bleiben auch von uns nicht unbemerkt. Touristen sind hier unueblich, und in unserer auffallend angepassten Bekleidung erscheinen wir als Exoten. Wie sich spaeter noch zeigen wird, wurden wir bereits bei der Einfahrt ins Stadtgebiet gesichtet und praezise um 16.47 registriert.......Story folgt.
Unueberhoerbar werden wir mit Zurufen wie "hello" und "where are you from" empfangen. Unsere Antworten "no farsi" und "Switzerland". Zu unserem Erstaunen; Die "Rolling Stones" sind genau so unbekannt wie "Switzerland", jedoch "Dolce & Cabana" das ist ein Begriff.
Auf der Suche nach einem Fotosujet werden wir von einem "US-Persischen" Doppelbuerger angesprochen. Er hat unsere Ziellosigkeit bemerkt - wir sein Englisch vermischt mit der parallel verlaufenden Handy-Unterhaltung in "Farsi". Spontan werden wir in seinen etwas laedierten Peugeot zu einer "Sightseeing-Tour" eingeladen. Im Reisebericht wollen wir unseren neuen Begleiter "Israf" nennen.........Story folgt.
Eine Stadtrundfahrt durch Hamadan oder Esfahan ist ein Abenteuer das es nicht zu toppen gibt. Adrenalin pur! Alles was wir bereits gesehen haben wird uebertroffen! Es ist nicht das Temperament des Lenkers, sondern die "Gesetzlosigkeit" was den Verkehrsfluss bestimmt. Selbst die Ordnungshueter haben sich den "Gepflogenheiten" zu unterwerfen. Zweiraeder werden knapp geduldet, Fussgaenger sind ein Hindernis. Betagte findet man weder hinter dem Steuer noch beim Ueberqueren der Strasse. Eine Hand am Steuer, die Andere auf der Hupe und das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt. Obwohl wir in den Staedten keinen Unfall gesehen haben ist die Statistik doch erschreckend. Im Jahr 2006 soll es 28'000 Verkehrstote und 270'000 Verletzte bei 74 Millionen Einwohner gegeben haben.
Die Bekanntschaft mit "Israf" hat sich inzwischen zur Freundschaft weiterentwickelt. Er beherrscht seinen "Original Peugeot" (keine Iran-Kopie) bestens, so dass wir innert kuerzester Zeit alle Sehenswuerdigkeiten, und die wenigen Verkehrsampeln kennen. Seine Einladung zum Nachtessen und Uebernachten nehmen wir gerne an und lassen uns vor dem Hotel von ihm und seinem "Original Peugeot mit Iranischem Kennzeichen" abholen.
Bei seiner Familie angekommen, gemuetlich vor Tee und Datteln sitzend, klingelt das Telefon: "Befinden sich die 2 Fahrradtouristen welche gestern um 16.47 in Hamadan angekommen sind bei ihnen? "JA" Kommen Sie alle mit den Paessen zum Praesidium". Nach der Pruefung unserer Paesse folgen 2 Stunden, wir auf Klappstuehlen im Vorraum, unser Freund "Israf" im Verhoerraum. Vorwurf der Gesetzesuebertretung: "Es ist einem Touristen nicht gestattet ohne Zustimmung der Polizei einer Iranischen Privat-Einladung zu folgen". Ein Protokoll wird handschriftlich erstellt, unsere Paesse kopiert und "Israf" erhaelt eine Verwarnung. Die Einladung wird unter Strafandrohung untersagt, uns werden 2 Moeglichkeiten auferlegt: "Zurueck ins Hotel oder die Stadt mit Zielangabe zu verlassen". Allen Reiseberichten entgegen ist uns, wie auch den Betroffenen, diese Regelung unbekannt. Wir ziehen es vor, unverzueglich Richtung Esfahan aufzubrechen.
Unueblich starker Gegen-Wind verhindert ein zuegiges Vorankommen. Diesmal wird uns ein "lauschiges" Plaetzchen fuers Zelt angeboten. Nicht schlecht gedacht, vom angrenzenden Waldstueck geschuetzt eine ruhige Nacht verbringen. die Windrichtung hat sich um 180 Grad geaendert, Sturmboeen ruetteln am Aussenzelt und die Abspannungen vibrieren. Aus dem Schlaf geweckt, muss Alex mit zusaetzlichen Heringen und Steinen das Zelt vor dem "Abheben" sichern. Unser Hilleberg kann standhalten, wir koennen uns in die Schlafsaecke zurueckziehen. Die Temperaturen haben sich inzwischen auch gemaessigt, war es vor 3 Tagen an der Sonne 49 sind es jetzt noch 23 Grad. Wir stehen frueh auf und kaempfen uns bei Gegenwind (kennen wir bereits aus der Tuerkei) nach Arak. Zur Mittagspause speisen wir in einer kleinen Lokanda und werden mit einem typisch wohlschmeckenden Iranischem Gericht (Foto Iran Nr. 33) ueberrascht. Weiter, treffen wir bei halber Strecke auf einen "Rad-Genossen" aus Polen. Kurz die Homepageadressen austauschen und die gute Nachricht: Jetzt geht es die verbleibenden 65 Kilometer flott und stetig bergab. Daraus ergab sich ein neuer Tagesrekord, Gonbad bis Arak von 156 Kilometer.
Abends im Hotel: 18.30 "Check-in", ein frisch bezogenes Bett; Duschen und gleichzeitig die staubigen Kleider waschen, Bericht schreiben, Fotos bereitstellen, Internet aktualisieren, Batterien aufladen, mit MSR-Kocher im Badezimmer Kaffee zubereiten (idealerweise unter dem Abzug), Verpflegung aufstocken, 23.00 Uhr schlafen.
Morgens im Hotel: 06.30 aufstehen, 7.00 Fruehstueck mit freier Auswahl am Buffet was uns beliebt, Zwischenverpflegung fuer uns inbegriffen, Taschen packen, "Check-out" 08.30, Abfahrt.
Die verbleibende Strecke von 320 Kilometer erfordern noch weitere 2 Naechte im Zelt. Unsere selbst gesteckten Ziele erreichen wir nur knapp, denn heftiger Gegen- oder Seitenwind erfordern viel Kraft und Nerven. In Esfahan werden wir im wunderschoen restaurierten, 400 jaehrigen "Dibai House", nahe des Bazar und der Harounien Mosque, bereits erwartet. Geplant sind 3 Frei-Tage zur Erholung und einen Ausflug nach Shiraz.
Zu unserer Ueberraschung; Kurzentschlossen ist "Israf" uns mit dem Nachtbus 500 Kilometer von Hamadan gefolgt. Familienangehoerige leben hier in Esfahan, die Gelegenheit auch noch einen "Original Peugeot" zur Stadtbesichtigung zu erhalten. Die Fahrkuenste unseres Freundes sind auch hier nicht zu uebertreffen. Schnell sind die "Highlights" in der Kamera festgehalten, die Iranische Glace-Spezialitaet getestet - schmeckt wirklich gut, der Abend ist angebrochen. In der Zwischenzeit hat sein Onkel ein Picknick im Park mit uns und seiner Familie organisiert. Wenn auch das Kopftuch, die islamischen Regeln und Verhaltensweisen nicht wegzudenken sind, erleben wir einen spontanen, ungezwungen und mit viel Lachen gepraegten Abend.
Im Guest-House duerfen wir unsere Fahrraeder und das Gepaeck zurueck lassen. Mit dem Noetigsten in 2 kleinen Rucksaecken fahren wir im "V.I.P. Bus" waehrend 6 Stunden nach Shiraz. Eine 485 Kilometer lange, schnurgerade, oede und langweilige Strecke. Der Bus ist klimatisiert, mit nur 3 x 15 Sitzen grosszuegig belegt und bietet ausreichend Beinfreiheit und Liegemoeglichkeit. Durch Musikhoeren und Reisebericht schreiben "verkuerzen" wir uns die Zeit und erreichen Abends Shiraz. Mit Fahrrad haette eine Strecke 1 Woche beansprucht.
Die schnellste und bequemste Art im Iran eine Stadt zu besichtigen bietet sich im Taxi. Insbesondere ist man nicht permanent der Hitze ausgesetzte. Durch eine Empfehlung finden wir eine Englisch sprechende Reiseleiterin die uns zum Tages-Pauschalpreis von nur 60 Euro zu allen sehenswerten Bauwerken der Antike fuehrt (Reiseleitung, Chauffeur, klimatisiertes Auto, alle Eintritte inbegriffen). Am Morgen besichtigen wir den inneren Teil von Shiraz und Nachmittags fahren wir nach Nekropolis und Persepolis, wo wir viel ueber die Geschichte Persien und deren Koenige erfahren. 21.00 Uhr zurueck im Hotel - am Folgetag um 13.00 Uhr mit Car wieder zurueck nach Esfahan ins "Dibai-House". Somit bleibt uns noch ein Tag zum Waesche waschen und die Fortsetzung unserer Reise zu planen.
Der Osten des Iran scheint uns fuer Fahrradfahrer ungeeignet. Bereits im Mai klettert das Thermometer um die Mittagszeit bis 40 Grad. Die Hitze fordert viel Energie und der Fluessigkeitsbedarf verdoppelt sich. Die 300 Kilometer von Esfahan nach Yazd gab uns einen ersten Eindruck, wie sich Radfahren in wuestenaehnlichem Trockengebiet anfuehlt. Unglaublich heiss, oede, schnurgerade, wenig Vegetation, langweilig und laengere Abschnitte ohne Pannenstreifen. Die Infrastruktur "verduennt" sich, die Versorgungsmoeglichkeiten liegen immer weiter auseinander. Erneut sind 800 Hoehenmeter zu ueberwinden, unsere Strecken liegen des oefteren bei 2'300 Meter ueber Meer. Nach 100 Km verbringen wir die erste Nacht in "Kuhpayeh" im Zelt, auf Sand gebettet. Nochmals 125 Km, ohne Steigung folgt die zweite Uebernachtung eingeladen auf einem Teppich. Den Rest ab "Aqda", es verbleiben noch 115 Km, "den Kopf runter, Sicht auf unendlich", so erreichen wir das "Silk Road Hotel" in Yazd. Einmal und nie wieder!
Fuer den naechsten Tag, ist die "Silk-Road-Tour" vorgesehen. Das ist der populaerste Ausflug rund um Yazd, durch die Wueste und die vorislamische Stadt Meybod. Von 08.00 Uhr bis 15.00 Uhr gibt es zum Pauschalpreis von 1'000'000 Rial (CHF 60.00) mit Fuehrung einiges zu sehen:
Mud brick village
Shaking Minaret
4000 years old citadel of kharanagh
Zaprastrian's holy temple
Narin castle
Caravanserai
Ice house
Fuer uns bleiben noch 2 Stunden, den 5 Kilometer langen "City Walkway" durch die Altstadt zu Fuss zurueck zu legen. Es empfiehlt sich, den gut beschilderten Weg nicht zu verlassen. Falls man sich nicht verlaufen hat, sollte man auf folgende antike Gebaeude treffen:
Noch eine Sehenswuerdigkeit, die man nicht verpassen sollte: Die kostenlose Fuehrung durch das "Fahadan Hotel" (melden an der Reception), unweit des "Alexander Prison".
Yazd eine der aeltesten historischen Staedte des Irans liegt zwischen den Wuesten Dascht-e Kavir und Dascht-e Lut. Die Stadt wurde an einer Oase gegruendet und besteht gemaess historischer Aufzeichnungen seit dem dritten Jahrtausend vor Christus. Die Architektur ist einzigartig in der Geschichte. Hier findet man heute noch viele Feuertempel (Atashkadeh). Bei ihrer Gruendung soll die Stadt an einem grossen Binnensee gelegen haben. Fuer die Wasserversorgung werden bis heute und teilweise schon in der Antike angelegte Wasserkanaele und -roehren eingesetzt.
Yazd ist eine der aeltesten Staedte (weltweit) und liegt in der Mitte der Provinzen Fars, Isfahan, Kerman und Khorasan. Auf dem Pfad der Seidenstrasse bildete Yazd waehrend der Antike eine wichtige Strassenkreuzung fuer viele Reisende und Grosshaendler.
Gemaess der UNESCO ist Yazd die zweitgroesste Stadt wo gebrannte Lehmziegel verwendet wurden. Der alte Teil wird durch eine hohe Schlamm-Backsteinmauer befestigt die bis auf das 5. Jahrhundert zurueckgeht. Das Fort von Naren (groesste Schlamm-Ziegelstruktur-Karawansereie) und die Jamea-Mosche, ihre Entstehung reicht mehr als 1000 Jahre zurueck, sind Kunstwerke der islamischen Architektur..
Yazd's Windtuerme, die natuerlichen Kuehlsysteme fuer Haeuser und oeffentliche Strukturen, bleiben ein Wunder der architektonischen Weltplanung.
900 Kilometer nach Mashad? Nein Danke! Davon fuehren etwa 400 Kilometer durch die "Dasht-e-Lut" Wueste. Den guten Ratschlaegen der Einheimischen entsprechend, die wissen wovon sie sprechen, kaufen wir fuer 300'000 Rial inklusive Fahrrad (CHF 15.00) zwei Tickets nach Norden. Um 20.00 Uhr verlassen wir Yazd um mit dem Nachtbus nach 12 Stunden Reisezeit in Mashad einzutreffen.
16 Stunden mit Bus dieses Mal kein V.I.P., was sich im Service und der Abfahrtsverspaetung bemerkbar machte. Ausserdem hat sich beim Ausladen eines Fahrrades der Rueckspiegel vom Lenker verabschiedet. Aergerlich, eine Reparatur in unbekannter Umgebung ist immer mit viel Zeitaufwand verbunden.
Der Holy-Schrein! Fotografieren ist weder Innen noch im Aussenbereich erlaubt. Fuer uns als nicht Muslime bleibt der Zugang zum inneren Bereich versperrt. Glaeubig oder nicht, jeder der sich innerhalb der Abschrankungen aufhalten moechte, muss ein Chador tragen. Fuer Claudia bietet sich die Moeglichkeit einen zu mieten um Einlass zu erhalten. Den Holy-Schrein werden wir jedoch beide nicht zu Gesicht bekommen. Wir verzichten auf das Glueck und betrachten den Zauber auf den fotografischen Meisterwerke. In unzaehligen Fotostudios werden von "Digitalkuenstler" Erinnerungs- und Familienandenken geschaffen. Zum Preis von 60'000 Rial bis "ohne Grenzen" sind Beweisstuecke der Pilgerfahrt zu erwerben. Entsprechend ist das Gedraenge in den Strassen und Gehsteigen. Nach einem Tag Aufenthalt verlassen wir erleichtert Mashad in Richtung Sarakhs.
Mashad ist sie zweitgroesste Stadt Irans und gilt als eine der sieben heiligen Staetten des schiitischenIslam. Wegen der heiligen Gouharschad-Moschee wurde die Stadt zum religioesen Zentrum. Jaehrlich besuchen mehr als 100'000 schiitische Pilger diese Wallfahrtsstaette. Die besondere religioese Bedeutung Maschhads fuer den Iran ergibt sich aus der Tatsache, dass die Gebeine des (achten) ImamReza hier beerdigt sind. Mashad profitierte durch ihre Lage an der Seidenstrasse und war ein Handelspunkt auf dem Weg zwischen West und Ost
Aus Mashad raus, kein Problem fuer uns? Doch der der iranische Verkehrsstyl und das hohe Verkehrsaufkommen versperren auch uns die Durchfahrt. "stop and go", hupen, draengeln, telefonieren und gleichzeitig durchs Fenster gruessen - unglaublich und dennoch es funktioniert.
Die Stecke Mashad - Sarakhs wie sie sich uns praesentiert, ist nur mit einem Wort zu umschreiben: "Frontaler Gegenwind"! Immer wieder dieser heisse, anhaltende Nordwind. Im Schneckentempo von 12 - 14 Km/h gegen den Wind blieben die 600 Hoehenmeter von uns voellig unbemerkt - und dies nur mit kraeftigem "in die Pedalen traten"! So etwas haben wir noch nie erlebt! Die gleissende Sonne welche Temperaturen von bis 49 Grad entstehen laesst, trocknet uns aus. Wir trinken pro Tag circa 10 Liter Wasser und sind dankbar, dass uns vorbeifahrende Fahrzeuglenker immer wieder Wasserflaschen ueberreichen.
Sarakhs, die Grenzstadt zu Turkmenistan, wollten wir in 2 Tagen erreichen. - Die Tagesetappen konnten so nicht eingehalten werden - es fehlten noch 30 Kilometer bis Zur Grenze. Weil wir nach der Daemmerung nie fahren, wurde eine weitere Nacht im Zelt unumgaenglich. Campieren unterwegs ist kein Problem, sofern man genuegend Wasser bei sich traegt. Wir hatten zu wenig! Die Loesung: Am Strassenrand die leeren PET Flaschen sammeln und den herannahenden Fahrzeugen zuwinken. Ein Zysternen-LKW haelt an, bei einem ueberdimensionalen Auslassventil waren schnell 8 Liter Wasser abgefuellt und die Strasse und meine Schuhe klitschnass.
Wir verbringen zur Erholung noch einen Tag in Sarakhs um am naechsten Tag das geforderte Visum einzuholen und die Grenze nach Turkmenistan zu ueberfahren.
Iran fuer Einsteiger:
Wer im Iran reisen moechte, sollte sich vorerst ausreichend mit den Vorschriften und Sitten vertraut machen!
Dresscode;
Mann und Frau lange Hose. Frau Kopfbedeckung (man achte auf Seidentuch oder luftiges Baumwolltuch, keinenfalls Synthetik), langaermlige Oberbekleidung ueber den Po reichend. Mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, kann zu einer Tortur werden! Eine Frau muss bewusst sein, bei fast 50 Grad an der Sonne im "Dresscode" unterwegs zu sein. Dieser Vorschrift ist unbedingt einzuhalten.
Finanzen, Waehrung und Wechselkurs (Die Inflation betraegt 25%!)
Ausreichend Bargeld (vorteilhaft) in Euro oder US$ mitbringen. Es ist unmoeglich im Iran die Kreditkarte einzusetzen oder Geld in irgend einer Form zu erhalten. Die vielen Bancomaten reagieren nur auf Iranische Kreditkarten. Geld per Airmail oder Bankueberweisung sind schlicht unmoeglich. Bei Verlust bleibt nur der Gang zum Konsulat!
Die Landeswaehrung ist der Rial; Preisauskuenfte werden jedoch vorwiegend in Tuman angegeben. 10'000 Real entsprechen 1'000 Tuman, dabei handelt es sich um die gleiche Note. Achtung: Man vergewissere sich von was man spricht!
Gewechselt wird vorzugsweise; zum Beispiel in Tabriz am "Daraie Amirno", oder einem auf Fuessen gehenden "Exchanger", man erkundige sich mit Vorsicht.
Wechsel bei einer Bank oder im Hotel? Fuer 1 Waehrungseinheit gibt's leider nur die Haelfte!
Wechselkurs Mai 2012 in Tabriz:
1 Euro = 11'000 bis 22'000 Real
1 US$ = 8'000 bis 16'000 Real
Sprache:
National = Persisch, Lokal = Tuerkisch, Landesweit 6 Sprachen,
In Englisch ist alles moeglich, ohne Kenntnisse bis perfekt.
Shopping:
Es gibt alles zu erwerben, fast alles, aber kein Geld fuer Touristen. Unter dem Chador der Frauen verstecken sich Dessous, Markenartikel und Kopien. Die Produkte (auch diejenigen an die man nicht zu denken wagt) sind im Shop ausgestellt und frei zu erwerben, vorgefuehrt werden duerfen sie jedoch nur hinter verschlossenen Tueren.
3 Sorten Fladenbrot guenstiger geht's nicht mehr."
Sonstiges:
Keine Restaurants wie von uns bekannt, eher Lokandas mit 6 - 10 Tischen,
Salat oder Gemuese sind die Ausnahme, Eintopf und Fastfood die Regel
Vorwiegend Steh-, ausnahmsweise Sitztoiletten, teilweise mit Papier und Spuelung
Nur wenige Hotels; Beispiel: In Hamadan 7 Hotels bei 500'000 Einwohner
Groessten Staedte Teheran, Esfahan, Tabriz, Shiraz, Yazd, Mashad
Iran zaehlt 74 Millionen Einwohner
Unuebersehbar die unzaehligen Kleenexboxen, Papiertaschentuecher sucht man vergebens
Alkoholverbot, vorehelicher Koerperkontakt und Homosexualitaet sind verboten
Fahrradverbot fuer Frauen, Dresscode fuer Maedchen ab 9 Jahren
Haustiere die ausgefuehrt werden muessen sind nicht erlaubt
Hamadan ist mit 2000 Meter ueber Meer die 2 hoechstgelegene Stadt Irans
Gleichberechtigung ein Fremdwort
Im Todesfall einer Frau zahlt die Versicherung an die Hinterbliebenen nur die halbe Rente
Ein Mann darf mehrere Frauen ehelichen, eine Frau jedoch nur einen Mann
Wir verlassen den Iran mit folgenden Erinnerungen:
Viel und wenig gesehen
Mosaik bestueckte Moscheen und historische Bauwerke
Freundliche, hilfsbereite Menschen
Der Islam in Verbindung mit dem Staat
Verkehrsbedingung "wild-west"
Trocken, heiss, staubig, Sand, wenig Vegetation
Sturmboeen aus allen Richtungen, kein Regen
Schweisstreibende Verkleidung
Tee, Tee, Tee - Kaffee als Fertig-Getraenk sucht man vergebens
Die meisten unserer Streckenabschnitte lagen im Mittel auf 2000 Meter ueber Meer
Bikerinfo zur Strecke
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Aktiv (17 Fahrtage) |
1'460 |
Kilometer |
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Total Hoehenmeter |
8'480 |
Hm |
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- |
Durchschnittsgeschwindigkeit |
19 |
km/h |
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- |
Fahrzeit in Bewegung |
78:33 |
Std. |